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völlig besiegt und gesprengt. Napoleon war raschen Schrittes «Ulf
Berlin losgedrungen und hielt schon am 27. Oktober seinen Einzug
-in die trauernde Hauptstadt. In unerhörter Weise ergaben sich die
Festungen, und nur wenige Befehlshaber derselben hielten sich so
tapfer und standhaft, wie Courbier in Graudenz. Als die
Franzosen diesem Kommandanten sagen ließen: „es gebe ja keinen
König von Preußen mehr!" antwortete er: „Nun, so bin ich König
von Graudenz und werde mich zu vertheidigen wissen."
So der Oberst Gneisenau, der, unterstützt von dem Bürger Nettel-
beck, Kolberg rettete. Ebenso rettete der 75jährige Oberst Hermann
die Festung Pi'llau. Als die Franzosen vor derselben erschienen, rief
er die ganze Besatzung zusammen und ließ sie in einen Kreis treten, in
dessen Mitte ein Sarg stand; vor dem Sarge stand der Oberst selbst.
„Kameraden," sprach er, „lebendig übergebe ich die Festung
nicht/ Hier ist mein Sarg; wer mich überlebt, der lege mich
hinein. Wer ein braver Soldat ist, der schwöre: Preußen
oder Tod!" Alle schwuren — und die Festung konnte von den Fran-
zosen nicht genommen werden. —
Die Trümmer des preußischen Heeres vereinigten sich hinter der
Oder mit einem russischen Hülfsheere, und zwei Tage hinter einander,
am 7. und 8. Februar 1807, wurde die mörderische Schlacht bei Eilau
geschlagen, in welcher die Preußen ihren alten Waffenruhm wieder
bewährten. Aber am 14. Juni erfolgte die unglückliche, entscheidende
Schlacht Lei Friedland, in welcher Napoleon einen vollkommenen
Sieg über die verbündeten Heere der Russen und Preußen erfocht.
Friedrich Wilhelm sah sich zum Frieden genöthigt. Als Napoleon in
Tilsit mit dem Könige von Preußen zusammenkam, um Frieden zu
schließen, war auch die Königin Louise dabei. „Wie konnten Sie es
nur wagen, mit mir Krieg anzufangen?" ftagte der hochmüthige Sieger.
Da richtete sich die preußische Königin hoch auf. „Dem Ruhme
Friedrichs des Großen war es erlaubt, uns über unsere
Kräfte zu täuschen, wenn wir uns getäuscht haben!" ant-
wortete die Königin mit Würde — und der trotzige Sieger verstummte.—
Am 9. Juli wurde der Friede zu Tilsit geschloffen. Preußen
verlor nach diesem Friedensschluß fast die Hälfte seines Gebietes — alle
Länder westlich von der Elbe mit 5 Millionen Einwohnern. Aus
preußischen, braunschweigischen, hannöverischen und hessischen
Ländern bildete Napoleon ein neues Königreich, Westphalen,
mit der Hauptstadt Kassel, und setzte darüber seinen Bruder Hieronymus
als König. So stand jetzt ein kleines Frankreich im Herzen von
Deutschland! — Als aber Napoleon gegen Ende des Jahres 1812
aus Rußland durch Feuer, Kälte, Hunger und russische Waffen ge-
schlagen war*), da ging durch alle Herzen die fteudige Ueberzeugung,
daß jetzt die Stunde der Befreiung für das Vaterland gekommen sei.
Am 3. Februar 1813 erließ Friedrich Wilhelm von Breslau aus
*} 6. Seite 458 Nr. 28.
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Graudenz Bürger_Nettel- Kolberg Fran- Friedland Tilsit Kassel Frankreich Deutschland
253
der That nach zusammenhielt, und welches jetzt durch diejenigen zerrissen ist,
die das Recht und die Macht des nationalen Geistes fürchten, in anderer Ge-
statt fester und heilvoller zu erneuern.
Gott mit uns!
Berlin, dm 13. Juni 1866. Wilhelm."
3v. Der Krieg gegen Österreich.
(1866, Juni und Juli.)
Als am 16. Juni die preußischen Truppm in Sachsen, Hannover
und Kurhessen einrückten, hatte die sächsische Armee (23,000 Mann)
und die kurhessische (18,000 Mann), ohne Widerstand zu leisten, ihr
Land bereits geräumt und sich^ mit den Gegnern Preußens vereinigt,
erstere in Böhmen mit den Österreichern, letztere am Main mit
der Bundes-Armee. Der hannoverschen Armee (18,000 Mann)
war dies jedoch nicht gelungen; sie wurde nach einem am 27. Juni
bei Langensalza stattgefundenen Gefecht am 29. von den Preußen
eingeschlossen, zur Kapitulation*) genöthigt, entwaffnet und in ihre
Heimath geschickt. Binnen 14 Tagen hatte also Preußen von der
Nordsee bis zum thüringer Walde und bis zum Erzgebirge
allen Widerstand gebrochen und durch die Besetzung von Hannover,
Kurheffen und Sachsen seine norddeutschen Feinde aus einander ge-
sprengt. Mit voller^ Kraft konnte es sich nunmehr gegen seine süd-
deutschen Feinde: Österreich in Böhmen und die Bundes-Armee
am Main wenden.
In Mähren und Böhmen hatte Österreich in einem weiten
Bogen eine Armee von 250,000 Mann (darunter 23,000 Sachsen)
mit 800 Kanonen gegen Preußen ausgestellt und den Oberbefehl über
dieselbe dem Feldzeugmeister von Benedek übertragen. Die Haupt-
macht dieser Armee stand zwischen den Festungen Ölmütz, König-
grätz und Josephstadt. Die in Sachsen und Schlesien aufgestellte
preußische Armee, deren Ober-Kommando sich der König selbst vor-
behalten hatte, zählte 250,000 Mann mit 750 Geschützen. Sie war
in drei gesonderte Armeen eingetheilt: der rechteflügel, die Elbarmee
unter General Herwarth von Bittenfeld — das Centrum**), die
I. Armee unter dem Prinzen Friedrich Karl —• und der linke
Flügel, die Ii. Armee unter dem Kronprinzen. —
Feldzeugmeister von Benedek hatte, wie aus seinen Kundmachungen
hervorgeht, beabsichtigt, Preußen in Schlesien anzugreifen und direkt
auf Berlin loszumarschiren. Allein die preußischen Heerführer vereitelten
durch ihr rasches Handeln seine Pläne. Nach einem von dem Chef***)
des preußischen Generalstabes ch), Generallieutenant von Moltke, ent-
worfenen Kriegsplan, rückten sie von drei verschiedenen Seiten fast
gleichzeitig in Böhmen ein. In rasch auf einander folgenden bluti-
*) kapituliren — sich auf Vertrag ergebe»
**) Centrum — Mittelpunkt.
'***) Chef ---- Oberhaupt, Vorgesetzter.
1) Generalstab — der Rath der Hähern Befehlshaber eines Heeres.
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Sachsen Hannover Kurhessen Main Bundes-Armee Langensalza Nordsee Hannover Sachsen Main Sachsen Sachsen Berlin
233
Das Todesjahr Friedrich Wilhelms I. -war nicht allein fürpreussen,
sondern anch für ganz Deutschland ein folgenschweres Jahr; denn es starb
in demselben auch der deutsche Kaiser, Karl Vi. Dieser hatte nur
eine Tochter, Maria Theresia. Da aber die Vererbung der Krone auf eine
Tochter im Hause Habsburg ungewöhnlich war, so hatte der Kaiser durch
ein Erbgesetz bestimmt, dass alle österreichischen Länder ungetrennt, nach
dem Rechte der Erstgeburt, und in Ermangelung männlicher Nachkommen,
auf die Töchter -vererben sollten. Kaum hatte aber der Kaiser die Augen
geschlossen und seine Tochter Maria Theresia die Regierung angetreten, da
traten mehrere Fürsten gegen sie auf und erhoben Ansprüche auf die öster-
reichische Erbschaft. Unter diesen war auch der König von Preussen,
Friedrich Ii. Er verlangte die Abtretung des Herzogthums Schlesien,
auf welches seine Vorfahren ihre Ansprüche wiederholt bei dem Kaiser vor-
gebracht hatten, aber ohne Erfolg. Daraus gingen drei Kriege hervor,
welche die schlesischen Kriege heissen. Der erste war von 1740—42,
der zweite von 1744—45, und der dritte von 1756—63, welcher letzter«
auch der siebenjährige Krieg genannt wird.
3ä. Friedrich Ii., König von Preußen.
(1710-1786.)
Von den Königen der neueren Zeit ist kaum einer im In- und
Auslande, bei Hohen und Niedrigen so bekannt und beliebt gewesen,
als der König von Preußen, Friedrich der Zweite, auch der Große,
Lei seinen Soldaten aber der alte Fritz genannt. Das kam daher,
weil er ein ganzer Mann war, der Kopf und Herz auf dem rechten
Fleck sitzen hatte und nicht zu stolz war, einen jeden, auch den Geringsten,
anzuhören. Was er im Kriege, besonders in dem siebenjährigen
(1756—1763), geleistet hat, wie er sich gegen einen sechsmal stärkern
Feind unerschrocken herumschlug und meistens siegte, das läßt sich in
der Kürze nicht erzählen; denn es waren der Schlachten gar viele,
und Friedrich stand bald in Preußen gegen die Russen, bald in
Schlesien und Böhmen gegen die Österreicher-, bald in Sachsen
gegen die Franzosen, die übrigen Feinde noch gar nicht gerechnet.
Wenn man von diesen Kriegsthaten des alten Fritz erzählen wollte, dann
müßte man auch von seinen heldenmüthigen Generalen Meldung thun,
von dem unerschrockenen Feldmarschall Schwerin, der mit der Fahne
in der Hand seine Soldaten gegen den Feind führte (Schlacht bei
Prag, 6. Mai 1757), aber von einer Kartätschenkugel niedergerissen
wurde — von dem alten Husarenanführer Ziethen, welcher sich mit
dem Schreiben nicht gern abgab, aber desto tapferer in die Feinde einhieb,
gleichwohl aber in der größesten Noth noch auf Gott vertraute — auch
von dem rüstigen Kürassiergeneral Seidlitz, welcher das französische Heer
in der Schlacht bei Roßbach fast allein aus einander sprengte, und
die französischen Mittagstafeln noch gedeckt und mit warmen Speisen
besetzt fand. Diese und gar viele andere Helden halfen dem König
Friedrich seine Schlachten gewinnen, oder, wenn er eine verloren hatte,
sich aus der Verlegenheit wieder herausziehen. Deshalb behandelte
er sie aber auch wie seine Freunde, und als Ziethen als 75jähriger
Greis an der königlichen Tafel einmal einschlief und die Höflinge dies
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Wilhelms_I. Karl_Vi Karl Maria_Theresia Maria Theresia Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Fritz Feldmarschall_Schwerin Seidlitz Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Preussen Schlesien Sachsen Prag Roßbach
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
60
§ 30. Friedrich Ii., der Große.
deren Recht auf die Erbfolge anerkannt hatten, fo erhoben sich sehr bald
viele Feinde, um ihr die Erbschaft streitig zu machen. Friedrich bot ihr
seine Unterstützung an, wenn sie ihm Schlesien, auf das er ja gerechte An-
sprüche hatte (siehe § 25. 7), herausgeben wolle. Gleichzeitig ließ er aber
sein Heer im Dezember 1740 in Schlesien einrücken. Maria Theresia wies
stolz das Ansinnen Friedrichs zurück, und so mußte das Schwert entscheiden.
Schon hatten die Preußen den größten Teil Schlesiens besetzt, da rückte
ein österreichisches Heer gegen sie heran. Bei Mollwitz, unweit Brieg, kam
es am 10. April 1741 zur Schlacht. Die österreichische Reiterei war der
preußischen durchaus überlegen, schlug diese und stürmte nun auf die In-
fanterie ein. Aber jetzt zeigten sich die Früchte der zwanzigjährigen Arbeit
Friedrich Wilhelms I. und des alten Dessauers. Die Preußen schossen so
ruhig und schnell wie auf dem Exerzierplätze. Ein solch sicheres Feuer
hatten die kriegsgewohnten Österreicher noch nie erlebt, und demselben stand-
zuhalten, war ihnen nicht möglich; die Preußen siegten. Der junge Preußen-
könig hatte sich im Kampfe allzu sehr ausgesetzt und war von dem General
Schwerin bewogen worden, Truppen, die weiter weg standen, herbeizu-
führen. Hierbei geriet er fast in Gefangenschaft, und nur sein schneller
„Mollwitzer Schimmel" rettete ihn.
2. Maria Theresia eilte nach Preßburg und bat die Ungarn um Hilfe.
Diese rüsteten ihr ein neues Heer aus, das aber von Friedrich, der in-
zwischen seine Reiterei vermehrt und verbessert hatte, bei Chotusitz und
Czaslau (östlich von Prag) 1742 auch vollständig geschlagen wurde. Auch
von andern Feinden hart bedrängt, mußte Maria Theresia im Frieden zu
Breslau 1742 Schlesien mit der Grafschaft Glatz an Friedrich abtreten-
0. Der zweite Schlesische Krieg (1744 und 45).
Ihre anderen Feinde besiegte Maria Theresia bald und rüstete sich
im stillen schon zu einem neuen Kriege gegen Friedrich. In diesem Vor-
haben wurde sie von dem Könige von England bestärkt; dieser hatte ihr
als Trost sagen lassen: „Was leicht gewonnen ist, kann auch leicht wieder
herausgegeben werden!" Friedrich aber kam seiner Gegnerin zuvor und
zog 1744 bis Prag. Doch wurde er durch die Feindschaft der Bewohner-
Böhmens und durch Mangel an Lebensmitteln gezwungen, Böhmen zu
verlassen. Inzwischen waren die Österreicher in Schlesien eingefallen.
Friedrichs Lage war sehr schwierig, da seine Feinde von allen Seiten auf
ihn eindrangen. Bei Hohenfriedeberg und Striegau aber schlug er am
4. Juni 1745 dieselben so entscheidend, daß sie Schlesien räumen mußten.
Er zog den Feinden nach Böhmen nach und besiegte sie mit seinem kleineren
Heere bei Soor, unfern Trautenau. Nachdem auch noch der alte Dessauer
ein Heer der verbündeten Österreicher und Sachsen im Dezember bei
Kesselsdorf, in der Nähe von Dresden, mit dem größten Mute geschlagen
hatte, kam es zum Frieden von Dresden, der den Breslauer Frieden
bestätigte.
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Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 30. Friedrich Ii., der Große.
61
D. Der Siebenjährige Krieg (1756—63).
1. Ursache. Maria Theresia konnte den Verlust Schlesiens nicht
verschmerzen. Eifrig suchte sie Bundesgenossen gegen Preußen. Die Kai-
serin Elisabeth von Rußland und die allmächtige Geliebte des Königs von
Frankreich, die Marquise von Pompadour, waren durch Friedrichs Spöttereien
seine erbitterten Feindinnen geworden und schlossen sich an Österreich
an. Dasselbe taten aus Mißgunst die meisten deutschen Fürsten, vor
allen der Kurfürst von Sachsen, der auch König von Polen war; auch
Schweden schloß sich diesem gewaltigen Bunde an. Im Jahre 1757 wollte
man von allen Seiten über Preußen herfallen und seinen großen König
wieder zum Markgrafen von Brandenburg erniedrigen. Friedrich erhielt
Kunde von diesem Plane und kam seinen Feinden zuvor. Sein einziger
Verbündeter war der König von England.
2. 1756 zog er plötzlich nach Sachsen, besetzte es und schloß das säch-
sische Heer bei Pirna ein. Ein österreichisches Heer, das unter Browne
(Braun) zum Entsätze der Sachsen heranzog, wurde bei Lowositz an der
Elbe geschlagen, und die Sachsen mußten sich ergeben. — Der Kaiser sprach
über Friedrich als einen Friedensbrecher die Acht aus; aber dieser veröffent-
lichte zu seiner Rechtfertigung die in Dresden gefundenen Urkunden, die
jenen geheimen Bund betrafen.
3. Im Frühjahr 1757 fiel Friedrich in Böhmen ein, und seine Heere
vereinigten sich bei Prag, in dessen Umgebung die Österreicher Stellung
genommen hatten. General Schwerin wollte den ermatteten Soldaten
einen Ruhetag gönnen; aber Friedrich sprach: „Frische Fische, gute Fische!"
Und so begann sogleich, am 6. Mai, der preußische Angriff auf die stark
verschanzten Anhöhen, auf denen die Feinde standen. Sumpfige Wiesen
hemmten die Preußen am Vordringen; die feindlichen Geschosse rissen furcht-
bare Lücken, und die Reihen kamen ins Wanken. Da ergriff der dreiund-
siebzigjührige Schwerin eine Fahne, stellte sich an die Spitze eines Regiments
und rief: „Heran, meine Kinder!" Fünf Kugeln streckten ihn nieder. Aber
die Soldaten beseelte neuer Mut. Friedrich durchbrach die feindlichen
Reihen, und nach schweren Verlusten war endlich der Sieg errungen. Prag,
von den geschlagenen Österreichern besetzt, wurde belagert. Da rückte der
schlaue Daun mit einem Entsatzheere heran. Friedrich zog ihm entgegen,
und bei Kollin (östlich von Prag) kam es am 18. Juni zur Schlacht. An-
fangs waren die Preußen siegreich. Friedrich meinte, die schon wankenden
Reihen der Feinde würden wenig Widerstand mehr leisten. Er ließ seinen
linken Flügel ohne genügende Unterstützung. Seinen Truppen gingen
Pulver und Blei aus, sie wurden vollständig geschlagen. Aber der König
verzagte nicht und suchte den gesunkenen Mut seiner Soldaten zu heben,
indem er zu ihnen sprach: „Kinder, ihr habt heute einen schweren Tag ge-
habt; aber ich will alles wieder gut machen!" Er zog sich mit seinem ge-
schwächten Heere nach Sachsen zurück. Hier erhielt er noch andere traurige
Nachrichten: Die Russen waren siegreich in Preußen vorgedrungen, und
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Friedrichs_Spöttereien Sachsen Polen Brandenburg England Sachsen Pirna Sachsen Sachsen Dresden Prag Schwerin Prag Sachsen
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§ 30. Friedrich Ii., der Große.
63
Österreicher. Marschall Keith warnte den König: „Wenn uns hier die
Feinde nicht angreifen, so verdienen sie gehängt zu werden!" Aber Friedrich
antwortete: „Daun fürchtet uns mehr als den Galgen!" Am frühen Morgen
des 14. Oktobers erfolgte aber doch ein feindlicher Überfall. In dem
Heere der Preußen entstand zunächst eine schreckliche Verwirrung, und es
wurde unter schweren Verlusten, namentlich auch an Geschützen, ans dem
brennenden Dorfe hinausgeschlagen. Eine Verfolgung wagte der Zauderer
Daun nicht. Friedrich entsetzte noch in diesem Jahre die Festungen Kosel
und Neisse und behauptete so auch in diesem Jahre Schlesien. — Das von
den Engländern unterhaltene Heer schlug die Franzosen bei Krefeld.
6. 1759 schlug zwar Ferdinand von Vraunschweig die Franzosen bei
Minden, aber im Osten sah es für Friedrich schlimm aus. Die Russen
unter Soltikow und die Österreicher unter Laudon hatten sich bei Frank-
furt a. d. O. vereinigt, und Friedrich griff sie am 12. August bei Kuners-
dorf an. Schon wichen die Russen. Aber Friedrich wollte die Arbeit nicht
halb getan haben und mit seinen übermüdeten Truppen nicht nur siegen,
sondern den Feind vernichten. Doch die Russen, von den frischen Truppen
Laudons unterstützt, drangen siegreich vor. Friedrich selbst geriet in Lebens-
gefahr und suchte den Tod; denn er fürchtete, die Verbündeten würden
sofort auf Berlin losmarschieren. Aber die Zwietracht der feindlichen Feld-
herren rettete ihn vor völliger Vernichtung. — Bald darauf ging ihm
Dresden verloren, und General Fink wurde bei Maxen, unweit Dresden,
mit 10000 Mann gefangen genommen.
7. 1760 brachte zuerst neue Verluste. General Fouquä wurde bei
Landeshut von der Übermacht der Österreicher besiegt. Friedrich stand
im August bei Liegnitz zwischen zwei feindlichen Heeren. Er verließ sein
Lager, in welchem er aber durch Bauern die Lagerfeuer unterhalten ließ,
und zog Laudon entgegen, den er am Morgen des 15. ganz unerwartet
überfiel und völlig schlug. — Im Oktober besetzten Russen und Österreicher
auf kurze Zeit Berlin. — Im November besiegten die Preußen die
Österreicher unter Daun bei Torgau. Schon hielt der König die Schlacht
für verloren, da ward durch Zielen, der den Feind umgangen hatte, der
Sieg errungen.
8. 1761 war Friedrich genötigt, sich in einem festen Lager bei Bunzel-
witz bei Schweidnitz zu verschanzen. Durch Hunger wurden Russen und
Österreicher endlich gezwungen abzuziehen. — Aber Schweidnitz hielten die
Österreicher besetzt, und Pommern war zum größten Teil in den Händen
der Russen. In dieser schlimmen Lage tröstete den König einst der alte
Zieten mit den Worten: „Unser alter Verbündeter dort oben wird uns
nicht verlassen."
9. 1762 brachte auch wirklich Hilfe. Die Kaiserin Elisabeth von Ruß-
land starb, und ihr Nachfolger, Peter Iii., ein begeisterter Verehrer Fried-
richs, schloß mit ihm Frieden, ja, sandte ihm ein Hilfsheer. Obgleich nun
Peter bald darauf ermordet wurde, so hielt seine Gemahlin und Nach-
folgerin, Katharina, doch wenigstens den Frieden. Friedrich bewog den
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Extrahierte Ortsnamen: Daun Neisse Krefeld Minden Berlin Dresden Maxen Dresden Liegnitz Berlin Torgau Bunzel- Schweidnitz Schweidnitz Pommern
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
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Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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§ 23. Der Dreißigjährige Krieg.
wurden aber durch dasselbe eine Menge von Mißbräuchen in der katho-
lischen Kirche abgeschafft und strenge Vorschriften gegeben, welche besonders
den geistlichen Stand und das Klosterwesen betrafen. Beim Schluffe des
Konzils wurden die Glaubensentscheidungen in eine kurze Glaubensformel,
das Tridentinische Glaubensbekenntnis, zusammengefaßt.
§ 23. Der Dreißigjährige Krieg (1618—1648).
1. Veranlassung. Trotz des Augsburger Religionsfriedens blieb die
Erbitterung zwischen Protestanten und Katholiken; beide klagten über gegen-
seitige Beeinträchtigungen und forderten oft Unbilliges voneinander. Unter
solchen Umständen konnte der Friede nicht von langer Dauer sein, zumal
es der schwache Kaiser Rudolf Ii. nicht vermochte, zwischen beiden Parteien
zu vermitteln. Die protestantischen Fürsten und Städte schlossen 1608 ein
Schutzbündnis, die Union; die katholischen Stände traten bald darauf (1609)
zur Liga zusammen. — In Böhmen sollte es endlich zum laug befürchteten
ernstlichen Bruche kommen. Hier hatten die meist evangelischen Stände,
nämlich der Adel und die Bürger der königlichen Städte, vom Kaiser
Rudolf Ii. im sogenannten Majestätsbriefe das Recht freier Religions-
übung erhalten. Als nun hohe katholische Geistliche gegen zwei Kirchen-
bauten, die in ihren Sprengeln ohne ihre Erlaubnis von Evangelischen
ausgeführt wurden, einschritten, da beschwerten sich die böhmischen Stände
darüber beim Kaiser. Dieser aber wies ihre Beschwerde ungnädig ab. Hieran
sollten nach der Böhmen Meinung die beiden kaiserlichen Räte, Martinitz
und Slavata, schuld sein. Ein erregter Volkshaufe zog, geführt vom Grafen
Thurn, auf das Prager Schloß und warf die Räte samt ihrem Geheim-
schreiber zum Fenster hinaus. Mit dieser Tat sagten sich die Böhmen vom
Kaiser los.
2. Der Krieg in Böhmen, in der Pfalz und in Niedersachsen
(1618—1629),. Die Böhmen erklärten Ferdinand Ii. von Steiermark, der
Herzog von Österreich, König von Böhmen und deutscher Kaiser geworden
war, für abgesetzt und wühlten Friedrich V. von der Pfalz, das Haupt
der Union, zum Könige. Zwar drangen zweimal böhmische Heere bis Wien
vor, doch als der Kaiser sich mit Maximilian von Bayern, dem Führer der
Liga, verband, wandte sich ihm das Glück zu. Friedrich feierte indes frohe
Feste in Prag und versäumte es, sich zum ernsten Kampfe zu rüsten. Im
Jahre 1620 rückte das Heer der Liga unter Tilly vor Prag und schlug
hier am Weißen Berge das Heer Friedrichs. Dieser, spottweise der Winter-
könig genannt, floh, völlig verzagend, nach Holland. Er wurde geächtet
und seiner Kurwürde verlustig erklärt, die später Maximilian von Bayern
erhielt. Ferdinand zerschnitt selbst den Majestütsbrief, ließ die Führer der
aufständischen Evangelischen hinrichten und trieb die Bewohner, die nicht
katholisch werden wollten, aus dem Lande. — Auch im übrigen Deutschland
unterwarf der Kaiser alle seine Gegner. Tilly schlug bei Wimvfen kam
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Extrahierte Personennamen: Rudolf_Ii Rudolf Rudolf_Ii Rudolf Ferdinand_Ii Ferdinand Friedrich_V. Friedrich_V. Maximilian_von_Bayern Maximilian Friedrich Friedrich Friedrichs Maximilian_von_Bayern Maximilian Ferdinand Tilly
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Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
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Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 23. Der Dreißigjährige Krieg.
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Neckar) den Markgrafen von Baden und bei Höchst (am unteren Main)
den wilden Christian von Braunschweig.
In Niederdeutschland widerstanden die Protestanten länger. An ihrer
Spitze stand der Dänenkönig Christian Iv., der auch deutsche Gebiete
innehatte. Neben ihm befehligte ein anderes Heer Ernst von Mansfeld.
Da der Kaiser nun nicht mehr allein von der Liga abhängen wollte, beauf-
tragte er einen böhmischen Edelmann, Albrecht von Wallenstein, mit
der Bildung eines Heeres. Dieser brachte bald ein Heer von 50000 Mann
zusammen, das er selbst unterhielt. Wallenstein stammte aus einer prote-
stantischen Familie, war aber katholisch geworden, hatte sich in des Kaisers
Diensten in vielen Kriegen ausgezeichnet und erlangte durch kaiserliche
Schenkung und durch Kauf ein großes Besitztum im nördlichen Böhmen.
Der Kaiser ernannte ihn zum Herzoge von Friedland i. B. Kaum ertönte
des Wallensteiners Werbetrommel, so strömte ihm Kriegsvolk zu aus vielen
Nationen und allen Konfessionen; denn Wallenstein ließ den Soldaten
große Freiheit und gestattete ihnen die härtesten Bedrückungen der Bürger
und der Bauern; nur im Dienst war er streng. Dabei genoß er bei seinen
Soldaten fast abgöttische Verehrung als vortrefflicher Feldherr, auch hielten
sie ihn für kugelfest und mit bösen Geistern im Bunde. Aus den Sternen
meinte Wallenstein, wie viele Leute damals, seine Zukunft lesen zu können.
Mit seinen wilden Horden, für deren Unterhalt jedesmal die Gegend sorgen
mußte, in der sie hausten, zog Wallenstein gegen Mansfeld und schlug ihn
an der Dessauer Brücke 1626. Dieser mußte sich vor ihm durch Schlesien
nach Ungarn zurückziehen und starb auf der Flucht. Während dieser Zeit
hatte Tilly Christian von Dänemark bei Lutter am Barenberge (nord-
westlich von Goslar) völlig geschlagen. Tilly und Wallenstein verfolgten
den Dänenkönig bis in das nördliche Deutschland. Die Herzöge von
Mecklenburg, die den Dänen geholfen hatten, wurden von Wallenstein ver-
trieben, und der Kaiser übertrug ihm die Herrschaft über ihre Lande. Auch
Stralsund wollte er erobern; doch diese Stadt hielt sich aufs tapferste.
Da schwur Wallenstein: „Und wenn sie mit Ketten an den Himmel gebunden
wäre, sie müßte doch herunter!" Dennoch gelang ihm diese Eroberung
nicht, trotzdem er 12000 Mann bei der Belagerung geopfert hatte. Aber
das ganze übrige Deutschland lag gedemütigt zu des Kaisers Füßen. Der
König von Dänemark bat um Frieden, zu welchem es 1629 in Lübeck kam.
Nun verlangte der Kaiser im Restitutionsedikt (Wiederherstellungsbefehl)
die Herausgabe aller seit dem Passauer Vertrage (§ 22. 2.) eingezogenen
Kirchengüter. Wallenstein sollte mit seinem Heere diesem Befehle Nachdruck
geben, aber er verfuhr dabei so rücksichtslos, auch gegen Katholiken, daß
ihn der Kaiser entlassen mußte. Er zog sich auf seine Güter nach Böhmen
zurück.
3. Der Schwedische Krieg (1630—1636). Tilly wurde an Wallen-
fteins Stelle kaiserlicher Oberfeldherr. Magdeburg widersetzte sich dem kaiser-
lichen Machtgebot und sollte von Tilly gezüchtigt werden. In dieser Zeit
nabte den Evangelischen Hilfe vom hohen Norden. Der König Gustav
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Extrahierte Personennamen: Christian_von_Braunschweig Christian_Iv. Ernst Albrecht_von_Wallenstein Albrecht Christian_von_Dänemark Tilly Tilly Tilly
Extrahierte Ortsnamen: Baden Main Niederdeutschland Mansfeld Friedland Wallensteiners_Werbetrommel Mansfeld Ungarn Goslar Deutschland Mecklenburg Deutschland Magdeburg
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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8 23. Der Dreißigjährige Krieg.
Adolf von Schweden landete mit einem vortrefflich geschulten, wenn
auch nur 15000 Mann starken Heere an der Küste von Pommern, um seinen
evangelischen Glaubensbrüdern in Deutschland Hilfe zu bringen, wohl auch,
um Eroberungen zu machen. In seinem Heere herrschte strenge Mannes-
zucht; zweimal täglich wurde im Lager Gottesdienst gehalten. Raub und
Plünderungen waren verboten. Gustav Adolf wollte zunächst das, von
Tilly belagerte Magdeburg entsetzen. Aber die evangelischen Kurfürsten
von Brandenburg und Sachsen wollten sich nicht mit ihm verbinden aus
Furcht vor dem Kaiser. Als er endlich nach langen Unterhandlungen von
dem brandeuburgischen Kurfürsten, halb mit Gewalt, den freien Durchzug
durch Brandenburg und zur Rückendeckung die Festung Spandau erhalten
hatte, da war Magdeburg von Tilly erobert worden. — Nach wochenlanger
Beschießung schwiegen am 9. Mai 1631 die Kanonen in Tillys Heere; die
ermatteten Magdeburger meinten, Tilly ziehe sich vor Gustav Adolf zurück,
dessen Herannahen sie sehnlichst erwarteten. Sie gönnten sich darum ein
wenig Ruhe. Aber am frühen Morgen des 10. Mai erstürmte Pappen-
heim, ein Unterfeldherr Tillys, die Stadt. Die Bürger verteidigten sich
in den Straßen und Häusern; an mehreren Stellen brach Feuer aus. Die
Stadt ging in Flammen auf. Nur der Dom und einige Fischerhütten wur-
den erhalten. Gegen 30000 Menschen kamen um. — Die Furcht vor Tilly
trieb nun auch den Kurfürsten von Sachsen auf die Seite der Schweden.
Im Bunde mit den Sachsen schlug Gustav Adolf Tilly bei Breitenfeld,
unweit Leipzig. Darauf zog er durch Thüringen, dann am Main abwärts
bis an den Rhein. Nun drang er nach Bayern vor und besiegte Tilly
1632 am Lech. Hier wurde Tilly schwer verwundet und starb wenige
Tage später zu Ingolstadt. Gustav Adolf nahm darauf auch München ein
und drohte,, im Bunde mit den Sachsen, die inzwischen Böhmen erobert
hatten, in Österreich einzufallen. — In dieser Not nahm der Kaiser seine
Zuflucht zu Walleustein, der nur unter der Bedingung ein Heer sammeln
und befehligen wollte, daß ihm der Kaiser den völlig unbeschränkten Ober-
befehl übertrage. Das geschah. Wallensteiu verjagte zunächst die Sachsen
aus Böhmen und bezog dann bei Nürnberg Gustav Adolf gegenüber ein
festes Lager, das dieser nicht zu erstürmen vermochte. Als das Franken-
land rundum völlig ausgesogen war, zogen beide Heere ab. Wallenstein
ging nach Sachsen und eroberte Leipzig: Gustav Adolf folgte ihm hierher.
Am 16. November 1633 kam es bei Lützen zur Schlacht. Ihren König
an der Spitze, rückten die Schweden zum Kampfe vor und waren zunächst
siegreich. Als sie aber von Pappenheims Reitern angegriffen wurden, kamen
sie in Unordnung. Der König eilte zu der bedrohten Stelle hin, kam aber,
da er kurzsichtig war, dem Feinde zu nahe, erhielt zwei Schüsse und sank,
zum Tode verwundet, vom Pferde mit dem Ausrufe: „Mein Gott, mein
Gott!" Unter den Hufen wilder Rosse hauchte er seine Heldenseele aus.
Aber der Tod ihres verehrten Königs entflammte die Schweden zu neuer
Tapferkeit. Unter der Führung des Herzogs Bernhard von Weimar
warfen sie Pappenheims Scharen zurück und sagten die Kaiserlichen in die
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
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Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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§ 26. Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm.
„Getrost, tapfere Soldaten! Ich, euer Fürst und jetziger Hauptmann, will
siegen oder ritterlich mit euch sterben!" Seine Soldaten folgten ihm voll
Begeisterung. (Stallmeister Froben.) Derfflinger führte immer neue Trup-
pen ins Gefecht, und endlich war der weit überlegene Feind geschlagen.
Das war der erste Sieg, den die Brandenburger allein errangen. Der
Kurfürst verfolgte die Schweden, eroberte Stettin, Vertrieb sie mitten im
Winter aus Preußen und erntete mit seinem Heere die schönsten Lorbeeren.
— Er hoffte, Vorpommern behalten zu können. Aber der mißgünstige
Kaiser hatte inzwischen mit Ludwig Xiv. Frieden geschlossen, und allein
war Friedrich Wilhelm doch zu schwach, sich gegen Frankreich und Schweden
zu behaupten. Im Frieden zu St. Germain 1679 mußte er alle seine
Eroberungen herausgeben. Voll Zorn rief er aus: „Aus meiner Asche
möge ein Rächer erstehen!"
7. Ludwig Xiv. aber setzte trotz des Friedens seine Räubereien am
Rheine fort. Er nahm 1681 Straß bürg weg und gab 1688 den grausamen
Befehl, die Länder am Rhein in eine Wüste zu verwandeln. Heidelberg mit
seinem prachtvollen Schlosse, Speier, Worms, Trier und andere Städte wurden
zerstört. Im Frieden zu Ryswik (Holland) 1697 gab Frankreich zwar seine
rechtsrheinischen Eroberungen wieder heraus, aber behieltelsaß und Straßburg.
8. Des Großen Kurfürsten letzte Zeiten und Bedeutung. 1675
war der letzte Herzog von Liegnitz, Brieg und Wohlau gestorben, und der
Kaiser setzte sich sogleich in den Besitz dieser Länder, den Erbverträgen (siehe
8 25. 7) zuwider. Der Kurfürst mußte sich mit dem Kreise Schwiebus be-
gnügen. — Als ein echt christlicher Fürst suchte er den Frieden zwischen
den beiden feindlichen evangelischen Konfessionen zu fördern und verbot
daher den Geistlichen die gegenseitigen Anfeindungen. Leider führte diese
Verordnung die Entlassung des fruchtbaren Liederdichters Paul Gerhardt
herbei, der die Berechtigung des Kurfürsten zu einem solchen Verbot nicht
anerkennen wollte. — Als der Kurfürst die Krone Polens unter der Be-
dingung erhalten sollte, daß er katholisch würde, da wies er sie zurück und
sprach: „Meine Religion, darin ich meiner Seligkeit versichert bin, um einer
Krone willen zu verlassen, werde ich in Ewigkeit nicht tun!" — Die von
Ludwig Xiv. hart bedrängten französischen Protestanten nahm er in sein
Land auf und erwies sich so allzeit als Hort der Evangelischen. — 1688
verschied er mit den Worten: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt!" Sein
Wahlspruch war: „Gott ist meine Stärke!"
Er ist der eigentliche Gründer des Preußischen Staates, denn durch
ihn wurden die so sehr verschiedenen Gebiete desselben zu einem Ganzen
verschmolzen. Er war der bedeutendste Regent seiner Zeit, denn er hob
seinen armen Staat empor zu einer achtunggebietenden Macht, indem er
ihn um ein Drittel vergrößerte, ein tüchtiges stehendes Heer schuf und für
das Wohl seiner Untertanen landesväterlich sorgte. Er war der größte
deutsche Kriegsheld des 17. Jahrhunderts, der die geschändete deutsche
Waffenehre wiederherstellte. Er wurde darum schon von seinen Zeitge-
nossen mit Recht „der Große" genannt.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Germain Ludwig_Xiv Ludwig Schwiebus Paul_Gerhardt Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Stettin Frankreich Schweden Rheine Rhein Heidelberg Worms Holland Frankreich Liegnitz Brieg Polens